Erstdiagnostik

Von der OP zur Diagnose

Gehirn-Untersuchung

Gehirn-Untersuchung

MRT-Scan oder CT

Operation:

Operation:

Resektion & Biopsie

Diagnose

Diagnose

Es überrascht Sie vielleicht, dass die Operation vor der Diagnose steht. Doch bei Gliomen ist es tatsächlich so, dass erst die genaue Untersuchung des operativ entfernten Tumorgewebes eine endgültigen Diagnose ermöglicht. Noch vor der OP können die Bilder eines Gehirn-Scans (MRT oder CT) wichtige Anhaltspunkte liefern. In Einzelfällen kann es auch hilfreich sein, wenn eine nuklearmedizinische Spezialuntersuchung durchgeführt wird, eine sogenannte Positronen-Emissions-Tomographie (PET). Wir erklären Ihnen, was Sie bei den Untersuchungen erwartet.

Gehirn-Scan: MRT

Die Magnetresonanztomographie (MRT) ist das wichtigste Verfahren zur Diagnose eines Hirntumors, denn es liefert hochauflösende Bilder, die Aufschluss über die Lage und das Ausmaß der Gewebeschädigung geben. Dazu wird in einer MRT ein Magnetfeld erzeugt, aus dem sich Bilder der Gehirnstrukturen ableiten lassen. Die Untersuchung verursacht keine Schmerzen, ist deutlich genauer als eine CT und auch schonender, da sie frei von Röntgenstrahlung ist.

Ablauf einer MRT des Kopfes

In Vorbereitung auf die MRT-Untersuchung legen Sie zunächst alle metallischen Gegenstände ab, die Sie am Körper tragen. Im Untersuchungsraum wird Ihnen ein venöser Zugang gelegt, um darüber später ein Kontrastmittel zu geben. Das Mittel dient zur besseren Charakterisierung von Tumoren.
Nun legen Sie sich auf eine Liege und werden mit dem Kopf voran in eine „Röhre“ gefahren. Zuerst werden für etwa 10–20 Minuten Scans ohne Kontrastmittel durchgeführt. Dann erfolgt die Gabe des Kontrastmittels über den venösen Zugang, in manchen Fällen wird Kochsalzlösung nachgespült. Es folgen weitere Scans mit Kontrastmittel, teilweise wird dieses auch während eines laufenden Scans gegeben.
Vergleich: MRT-Bild eines gesunden Gehirns ohne Kontrastmittel (links) und mit Kontrastmittel (rechts)
Vergleich: MRT-Bild eines gesunden Gehirns ohne Kontrastmittel (links) und mit Kontrastmittel (rechts)
Sollten Sie ängstlich sein, sprechen Sie dies am besten offen gegenüber dem Team an – das entlastet Sie und ermöglicht dem Team, auf Ihre Ängste einzugehen. Versuchen Sie, sich während der Behandlung zu entspannen. Sollte die Angst sehr groß sein (z. B. ausgeprägte Platzangst) kann Ihnen ein Medikament zur Beruhigung gegeben werden.

Gehirn-Scan: CT

Die Computertomographie (CT) ist ein bildgebendes Verfahren, bei dem mithilfe von Röntgenstrahlung Bilder des Körperinneren aufgenommen werden. Das CT-Gerät ist im Vergleich zur MRT-Röhre mit nur etwa 70 cm Tiefe eher ein Ring. Für Menschen mit Platzangst ist die CT daher oft angenehmer als die MRT. Ein Nachteil der CT ist die Strahlenbelastung, das damit verbundene Risiko muss bei der Auswahl des diagnostischen Verfahrens berücksichtigt werden.

Ablauf einer CT des Kopfes

In Vorbereitung auf die CT-Untersuchung legen Sie zunächst alle metallischen Gegenstände ab, die Sie am Körper tragen. Im Untersuchungsraum legen Sie sich auf eine Liege und werden mit Kopf und Schultern in das ringförmige CT-Gerät gefahren.
Patient wird in den CT-Ring gefahren
Patient wird in den CT-Ring gefahren
Das Untersuchungsteam wird nun in den Nebenraum gehen, bleibt aber durch eine Glasscheibe und eine Gegensprechanlage mit Ihnen in Kontakt. Der Röntgenring bewegt sich kreisförmig um Ihren Kopf und nimmt dabei nacheinander einzelne Bilder Ihres Kopfinneren auf. Über die wenigen Sekunden, die der Vorgang dauert, ist das Stillhalten des Kopfes wichtig. In manchen Fällen wird nach den ersten Aufnahmen noch ein Kontrastmittel gegeben, um den Tumor besser charakterisieren zu können. Nach der Kontrastmittelgabe folgen weitere Aufnahmen. Eine CT-Untersuchung nimmt insgesamt nur wenige Minuten in Anspruch und verursacht keine Schmerzen.

Gehirn-Untersuchung: PET

Die Positronen-Emissions-Tomographie (PET) ist eine spezielle nuklearmedizinische Bildgebung, mit der man Stoffwechselvorgänge im Körper sichtbar machen kann. Dabei wird eine schwach radioaktiv markierte Substanz verabreicht, deren Strahlung nach kurzer Zeit wieder aus dem Körper verschwindet. Im Gehirn und insbesondere bei Hirntumoren wird die Aminosäure Fluorethyltyrosin (FET) verwendet. Tumorzellen nehmen FET häufig stärker auf als gesundes Gewebe, sodass man Hirntumoren und deren Aktivität besonders gut beurteilen kann.

Die PET-Untersuchung kann sinnvoll sein, um zwischen einer Entzündung und einem Tumor im Gehirn zu unterscheiden, da diese in der MRT sehr ähnlich aussehen können. Eine PET kann zudem erste Hinweise über die Bösartigkeit eines Hirntumors liefern und helfen, besonders bösartige Regionen im Tumor zu identifizieren. Im weiteren Therapieverlauf wird eine PET sehr häufig eingesetzt, um zwischen therapiebedingten Veränderungen im Gehirn und Tumorwachstum zu unterscheiden.
Vergleich MRT (links) und FET-PET (rechts) eines Gehirns mit Astrozytom, mod. nach Rosen J, et al. (2021)Vergleich MRT (links) und FET-PET (rechts) eines Gehirns mit Astrozytom, mod. nach Rosen J, et al. (2021)

Ablauf einer FET-PET des Kopfes

In Vorbereitung auf die PET wird zunächst das radioaktiv markierte FET über eine Vene am Arm verabreicht. Die Substanz braucht nun etwa 20 Minuten, um sich im Körper und Gehirn zu verteilen, in dieser Zeit sollten Sie möglichst still liegen oder sitzen. Für die eigentliche Untersuchung liegen Sie ca. 20–30 Minuten auf einer Liege, die durch das röhrenförmige PET-Gerät fährt. Auch hierbei ist das Stillhalten wichtig.
Im Anschluss an die PET hilft es, viel zu trinken, um die radioaktive Substanz schneller auszuscheiden.

Klinikwahl

Die Ergebnisse der Operation bilden die Grundlage für Ihre weiteren Therapien. Daher ist es ratsam, sich schon vor der Operation zu erkundigen, ob Ihre Klinik ausreichend Erfahrung in der Hirntumorbehandlung hat und Sie von einer Fachperson mit anerkannter Expertise auf dem Gebiet betreut werden. Hinzu kommt Ihr persönliches Gefühl: Die Ärztin oder der Arzt ist nur dann richtig für Sie, wenn Sie sich umfassend informiert und insgesamt gut betreut fühlen.

In der Regel bilden Universitätskliniken das komplette Spektrum aus moderner Diagnostik, erfahrenen Fachpersonen und Zugang zu klinischen Studien ab. Aber auch hier gibt es Ausnahmen. Alternativen können akademische Lehrkrankenhäuser der Unikliniken oder regionale Krankenhäuser sein – sofern diese eine Spezialisierung für Ihre Erkrankung haben. Sprechen Sie Ihr Behandlungsteam direkt darauf an.

Ihre Krankenkasse kann Sie bei der Suche nach einer passenden Klinik in Ihrer Nähe unterstützen – und Sie bezüglich der Kostenübernahme informieren. Links zu hilfreichen Anlaufstellen bei der Kliniksuche finden Sie außerdem im Service-Bereich dieser Webseite.

Operation

Biopsie oder Resektion

Besteht nach MRT oder CT der Verdacht auf einen Hirntumor, muss in aller Regel die Diagnose durch eine Gewebeuntersuchung bestätigt werden. Das Gewebe wird dann mit histologischen und molekularen Verfahren auf Mutationen getestet.

Sofern dies sicher möglich ist, wird in einer Operation versucht,
den im MRT/CT sichtbaren Teil des Tumors oder manchmal auch etwas darüber hinaus zu entfernen (Resektion)
oder zumindest eine Gewebeprobe aus dem Tumor zu entnehmen (Biopsie).
Es kommt nur noch sehr selten vor, dass Biopsie und Resektion in zwei getrennten Schritten erfolgen. Lediglich wenn der Tumor sehr ungünstig liegt und die Resektion zu viele Risiken birgt, kann sich das Behandlungsteam dazu entscheiden, zunächst nur eine Biopsie für die Gewebeentnahme vorzunehmen. Dabei wird eine Nadel durch ein feines Bohrloch im Schädel direkt in das Tumorgebiet geführt. Eine Hirnbiopsie wird unter Vollnarkose durchgeführt, um selbst kleinste Kopfbewegungen zu verhindern und die OP für Sie stressfreier zu machen. Der Eingriff erfolgt in der Regel in einer neurochirurgischen Klinik.

Resektion

Deuten die Bilder aus MRT oder CT bereits darauf hin, dass der Tumor operierbar (resektabel) ist, wird oftmals eine Resektion durchgeführt. In der Operation sichert das OP-Team zunächst die Diagnose mittels einer Schnelluntersuchung des Gewebes. Anschließend ist das Ziel, so viel Tumorgewebe wie möglich zu entfernen. Die Chirurgin oder der Chirurg wird versuchen, große Teile des Tumors (Teilresektion) oder sogar den gesamten Tumor (Totalresektion) zu entfernen.
Die Resektion 
kann z. B.
den Druck im Gehirn reduzieren
das weitere Wachstum des Glioms hinauszögern
die Beschwerden lindern

Diagnose – und dann?

In der Neuropathologie wird die Gewebeprobe genau untersucht, um die Art des Hirntumors festzustellen und den Tumor auf Mutationen oder andere genetische Veränderungen zu prüfen. Das Tumorgewebe wird speziell behandelt, um es haltbar für die Aufbewahrung zu machen – so können auch noch Jahre später weitere Analysen am Gewebe durchgeführt werden. Anschließend wird das Gewebe mikroskopiert und molekularbiologisch für die Genanalysen untersucht. Die Ergebnisse beeinflussen die folgenden Therapieentscheidungen maßgeblich.

Bis der endgültige Befund vorliegt, können 3–4 Wochen vergehen. In dieser Zeit können Sie sich von der OP erholen. Die Fäden der Operation werden nach ca. 10–14 Tagen entfernt und die Wundheilung sollte vor der Therapie abgeschlossen sein. Daher wird auch frühestens drei Wochen nach OP mit weiteren Maßnahmen begonnen. Das hängt jedoch von der Diagnose und der Wahl der Therapie ab. Ihre Ärztin oder Ihr Arzt wird die nächsten Schritte genau mit Ihnen abstimmen.

Zweitmeinung

Wenn Sie sich unsicher fühlen in Hinblick auf Ihre Diagnose oder Therapie, haben Sie immer die Möglichkeit, sich eine Zweitmeinung einzuholen. Möglicherweise wird Ihnen Ihre Ärztin oder Ihr Arzt sogar dazu raten. Viele Kliniken bieten unkomplizierte Zweitmeinungen per Befundübersendung oder Terminvereinbarung an. Hilfreich kann z. B. der Kontakt zu einem zertifizierten Krebszentrum sein. Ein solches Zentrum ist ein Verbund bzw. Netzwerk aus allen Fachrichtungen der Krebsbehandlung, das Diagnostik, Therapie und Nachsorge mit standardisierten Behandlungsabläufen koordiniert.

Sprechen Sie Ihre Krankenkasse an – diese kann Sie bei der Suche nach einer geeigneten Klinik und bei der Terminvereinbarung unterstützen. Darüber hinaus zeigt Ihnen die Webseite www.oncomap.de Zentren in Ihrer Nähe an.

Familienplanung mit Hirntumor

Wenn Sie als junger Erwachsener die Diagnose „Hirntumor“ erhalten, wird sich mit der Zeit vielleicht auch die Frage nach den Möglichkeiten zur Familienplanung stellen. Sollten Sie einen Kinderwunsch haben, sprechen Sie dieses Thema möglichst frühzeitig im Arztgespräch an. Es ist ratsam, vor dem Beginn einer Tumortherapie über Maßnahmen zu diskutieren, um Ihre Fertilität bestmöglich zu erhalten.
Das Netzwerk FertiPROTEKT kann eine hilfreiche Anlaufstelle für Sie sein. Es vereint Zentren im deutschsprachigen Raum, die Sie bei der Verwirklichung eines Kinderwunsches nach schwerwiegender Diagnose unterstützen.